Die Freiraumfrau über ihren Roadtrip und Arbeits(t)räume in der Natur

Es ist Sommer. Die Freiraumfrau Angelika Bungert-Stüttgen ist mit ihrem Mann auf einer zweimonatigen Silberhochzeitsreise durch Skandinavien, als wir für dieses Interview telefonieren. Sie sitzt entspannt vor ihrem Freiraumbus, einem kleinen Wohnmobil, auf einem Campingplatz in Schweden. Ich an meinem Schreibtisch in Köln mit Blick auf Balkon und begrüntem Innenhof. Während ich vor der Stadthitze in die geflieste Küche flüchte, genießt Angelika die frische Brise und den Blick übers Meer. Das Lebenskonzept der Freiraumfrau, die die Herzensthemen ihrer Kunden zeichnet, ist ein Spiegel für alle, die sich nach mehr Freiraum sehnen. Ich wollte wissen, wie sich Angelika ihren Traum vom Arbeiten in der Natur erfüllt hat.

Du arbeitest da, wo andere Urlaub machen und bringst Privat- und Berufsleben wunderbar unter einen Hut. Wie schaffst Du das?

Das funktioniert nur, weil ich Leben und Arbeiten immer mehr verwebe. Das mach ich übrigens auch zuhause in München. Wenn ich Projekte durchdenke, Konzepte skizziere oder Zeichnungen für meine Kunden mache, fahre ich raus an den See oder in die Berge. Mein mobiles Büro ist mittlerweile perfekt ausgestattet. Dank Handyflat kann ich meine Kunden von überall erreichen. Und über die Social Media Kanäle bleibe ich mit meinem Netzwerk in Kontakt. Ich genieße die Freiheit, so zu arbeiten, wie es mir gut tut. Freiräume können das Business enorm beflügeln.

Mein Freiraumbus ist ein Ford Nugget in midnightsky-grey. Mein „Haus am See auf Rädern“. Auf unserer Reise durch Norwegen, Schweden und Dänemark hab ich nur mitgenommen, was ich wirklich brauche, um gut zu leben und zu arbeiten. Ich wollte einfach ausprobieren, meinen Freiraum noch intensiver zu leben. Nach zwei schönen Zeichenaufträgen, die ich unterwegs mit großer Leichtigkeit umgesetzt habe, bin ich süchtig nach mehr. Ich glaub, ich bin jetzt versaut und möchte nur noch auf Reisen arbeiten.

Was ist für Dich persönlich das Wertvollste an Deinem Freiraum?

Draußen zu sein, ist meine Inspirationsquelle. Der Weitblick und die Schönheit der Natur schärfen nicht nur meine Sinne, sondern entspannen mich total. Wenn ich in meiner Mitte bin, kann ich die Herzensthemen meiner Kunden besser spüren. Mein Freiraum wirkt sich positiv auf die Intensität meiner Zeichnungen aus. Und wenn ich an einem Punkt hake, nehm ich das „Problem“ mit auf den Berg oder ans Wasser. Manchmal habe ich ein Thema im Kopf. Wenn ich dann an der Küste entlangradle oder auf einem See paddle, sprudle ich nur so vor Ideen. Dort bekomme ich den Kopf frei und finde kreative Lösungen. In meinem Rhythmus zu arbeiten, an Orten, die mich inspirieren, das bringt mich in den Flow.

Würdest Du Dich als digitale Nomadin bezeichnen?

Hm, ich bin jedenfalls keine 25jährige, die mit dem Rucksack auf Weltreise geht und darüber bloggt. Bin ja auch nicht ständig unterwegs und hab meinen Freiraumbus immer als Rückzugsort dabei. Mein Schneckenhaus, in dem ich mich verwurzelt fühle. So gesehen bin ich eine analog-digitale Teilzeit-Nomadin in der Lebensmitte. Mein persönlicher Wendepunkt kam mit Mitte Vierzig. Da war meine Sehnsucht nach Veränderung so groß, dass ich eine Lösung gesucht habe. Meine persönliche Deadline war mein 50. Geburtstag 2015.

Und wie bist Du zur Freiraumfrau geworden?

Ich wollte die Dinge für mich klar haben: Wo bleibe ich? Wie will ich wirklich leben und arbeiten? Weiter als Innenarchitektin? Oder ganz was Neues? Nach einem intensiven Coaching bei Maren Martschenko hatte ich ein Schlüsselerlebnis. Da stand am Ende das Wort Freiraumfrau im Raum und ließ mich nicht wieder los. Ich war wie elektrisiert, hab mir den Begriff sofort als Marke schützen lassen. Dann hab ich die Konsequenzen gezogen, das Bauen an den Nagel gehängt und mich beruflich nochmal komplett neu ausgerichtet.

Denn wenn ich Freiraum verkaufen möchte, muss ich mich erst aus meinen eigenen Engstellen befreien. Ich hab mein Atelier aufgelöst, mein altes Büro ausgemistet und Raum geschaffen, um mich meinem neuen Fokus zu widmen. Mein künstlerisches Talent war ja schon immer da. Aber aufgrund alter Prägungen und familiärer Verpflichtungen hatte ich bisher eher mein Organisationsvermögen als meine Kreativität ausgelebt. Die ganze Geschichte, wie mich mein Traum vom Haus am See zum Freiraumbus geführt hat, ist in meiner Comic-Biografie zu lesen.

In Deinem Buch hast Du Deine eigenen Herzensthemen visualisiert. Nun verdienst Du Deinen Lebensunterhalt mit dem Zeichnen. Wie ist es Dir gelungen, Dich bekannt zu machen?

Man muss einfach anfangen, offen sein für neue Wege und sich mit all seinen Facetten sichtbar machen – im digitalen Raum und auf Netzwerkveranstaltungen. Ich bin auf Facebook, Twitter und Instagram aktiv. Und blogge regelmäßig. Meine Bilder sind meine Sprache. Wer die Magie meiner Zeichnungen einmal gespürt hat, weiß, was die Arbeit mit meinen „Wortbildern“ bewirken kann. Mein neuestes Projekt ist ein zeichnerischer Perspektivwechsel. Das heißt: Meine Kunden erzählen mir am Telefon, wo es in ihrem Business hakt und was sie verändern möchten. Bei meinen Reaktivzeichnungen konzentriere mich auf die Essenz ihrer Botschaften. Das Bild aus der anderen Perspektive ist eine gezeichnete Momentaufnahme, die während des Coachinggesprächs entsteht.

Wer das Bild dann in Händen hält, hat sein Spiegelbild vor Augen. So erkennen meine Kunden ganz klar, wo die Engstelle, aber auch die Lösung liegen kann. Und das Schönste ist: Zeichnen kann ich überall, egal wo ich mit dem Freiraumbus bin. Das „Arbeiten auf Reisen“ ist eine bereichernde Erfahrung für mich. Das funktioniert nicht nur an einem Tag, sondern über Wochen. Und zwar tatsächlich genau so, wie ich es mir vorgestellt habe – auch in Begleitung meines Mannes.

Und wie sieht Deine Zukunft aus? Wo geht die Reise mit Deinem Freiraumbus hin?

Seitdem ich als Freiraumfrau unterwegs bin und mich damit öffentlich zeige, begegnen mir die interessantesten Menschen. Ich möchte mich gar nicht in ein Raster pressen lassen. Meine Lebensgeschichte in die Form eines Buches zu bringen, war anstrengend genug. Ich möchte meinen Freiraum genießen und Menschen Mut machen, ihren Weg zu finden. On- und offline. Meine Zeichnungen sollen Herzen öffnen. Ich sehe mich als Impulsgeberin. Mir hat mal jemand gesagt, ich sei der personifizierte Freiraum. Das freut mich total. Diese Vorbildfunktion möchte ich ausbauen, damit sich noch mehr Menschen ihre Freiräume nehmen, was auch immer das für jeden Einzelnen bedeutet.

Das Wichtigste ist, herauszufinden, was man sich aus tiefstem Herzen wünscht – und es zu verwirklichen. Man muss keine Angst vor neuen Wegen haben. Einfach ausprobieren!

*merci* liebe Angelika, ich bin ganz beseelt von Deiner Welt. Jede Begegnung mit Dir ist pure Inspiration. Auch wenn ich kein Wohnmobil-Typ bin, so hast Du mit Deiner Reise einmal mehr meine Sehnsucht nach einem Häuschen im Grünen mit Blick aufs Wasser geweckt …

Werfen Sie mal einen Blick auf Angelikas Reise-Skizzen auf Instagram. Fernweh garantiert.

Fotos: Header und Porträts von Susanne Görtz, goertz-fotografie.de
Alle anderen Bilder und Zeichnungen: Angelika Bungert-Stüttgen, freiraumfrau.de

Porträt Andrea Stanke
Andrea Stanke | Heart Worx
Als Texterin liebe ich es, Menschen mit Worten zu berühren. Ich mache den Spirit Ihres Unternehmens lebendig. Webtexte, Blogbeiträge und Porträts aus meiner Feder erzählen die Geschichten hinter Ihrem Business, damit Sie das Vertrauen Ihrer Wunschkunden gewinnen.

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