Warum Bestatter gerade jetzt aktiv kommunizieren & einen Blog starten sollten
Liebe Bestatter und all die, die im Umgang mit dem Tod vertraut sind, teilt Euer Wissen und zeigt uns Möglichkeiten auf, wie wir trotz Corona-Krise Abschied von unseren Liebsten nehmen können. Es reicht nicht, Standardinfos über Hygiene und Abstandsregeln auf Eure Website zu schreiben. Lasst die Trauernden nicht allein. Die Hinterbliebenen brauchen Eure einfühlsame Begleitung und kompetente Beratung – jetzt mehr denn je. Leistet Aufklärungsarbeit am besten in einem News-Blog oder über Eure Social-Media-Kanäle. Veröffentlicht hilfreiche Tipps für tröstende Abschiedsrituale, für die Gestaltung persönlicher Erinnerungsbücher oder bietet Livestreams von Trauerfeiern an. Werdet aktiv – und sprecht darüber!
Mein Aufruf an all die Bestatter da draußen:
Werdet zum Wegweiser in Zeiten der Trauer!
Was könnt Ihr für uns tun, damit wir in Zeiten von Corona mit dem Verlust von Oma, Opa, Vater, Mutter, Schwester, Bruder, Kollegen oder Nachbarn fertig werden?
- Leistet Aufklärungsarbeit in Eurer Region, bevor der Trauerfall eintritt.
- Gebt uns Anregungen für heilsame Trauerarbeit und Erinnerungsgestaltung
- Zeigt uns Bilder von „schönen Beerdigungen“ und persönlichen Abschiedsritualen
- Lebt, was Ihr auf Euren Websites und in Euren Imagebroschüren schreibt:
„Wir sind Ihr Begleiter in schweren Stunden.“ - Lasst Euren Firmenslogans und Werbeversprechen Taten folgen.
„Wir sind für Sie da, wenn der Mensch den Menschen braucht!“
Schiebt die Gardinen Eurer Schaufenster beiseite und gewährt uns einen Einblick in Eure so wichtige Arbeit.
Heutzutage habt Ihr Bestatter so viele virtuelle Möglichkeiten, mit uns (Kunden) in Kontakt zu treten. Nutzt die digitalen Medien. Frischt Eure Website auf und startet einen eigenen News-Blog. Das ist einfühlsames Bestattermarketing pur. Ihr müsst ja gar nicht auf allen Kanälen präsent sein. Wem You-Tube-Videos oder Podcasts nicht liegen, der veröffentlicht halt wissenswerte Artikel oder gibt der Lokalzeitung ein Interview. Wer seine Kunden – vor dem Sterbefall – umfassend informiert und einfühlsam berät, gewinnt Vertrauen. So könnt Ihr Euch wohltuend von Mitbewerbern abheben, bei denen die persönliche Beratung und individuelle Begleitung Trauernder nur hohle Worte sind.
Liebe Bestatter, Ihr seid die „Experten“ für Abschied, Tod und Trauer!
Gebt Euer Wissen weiter und helft uns, unsere Toten würdevoll zu bestatten und aktiv mit unserer Trauer umzugehen. Jede Idee, wie Hinterbliebene den Abschied von einem lieben Menschen bewusst gestalten können, ist wertvoll. Macht Eure Denk- und Arbeitsweise öffentlich. Ihr wisst, was erledigt werden muss und welche Entscheidungen zu treffen sind. Ihr wisst, was möglich ist und was nicht. Nehmt die Hinterbliebenen an die Hand und macht Ihnen hilfreiche Angebote, wie sie in Zeiten von Corona mit dem Tod eines geliebten Menschen umgehen können.
Geht auf die Menschen zu und bietet aktiv Eure Hilfe an!
Corona sorgt bei uns allen für große Verunsicherung. Die Angst vor dem Tod wird durch die täglich aktualisierten Sterbefallzahlen in den Medien immer wieder aufs Neue entfacht. Was tun im Trauerfall? Ich wünsche mir so sehr, dass Bestatter Aufklärungsarbeit leisten und Ideen entwickeln, wie wir uns trotz Abstandsregel gut von unseren Toten verabschieden können. Nutzt die Kommunikationswege, die Euch liegen: die eigene Website, der Firmenblog, Podcasts, Videos, Social-Media-Posts auf Facebook & Co. oder Anzeigen und Interviews in Euren Lokalzeitungen.
Ob von Angesicht zu Angesicht oder über digitale Wege – im Umgang mit dem Tod brauchen wir Menschen, die uns Halt und Orientierung geben.
Einige Bestatter und Trauerbegleiter gehen mit gutem Beispiel voran. Sie setzen sich bewusst mit der aktiven Abschiedsgestaltung auseinander und erklären, was trotz aller Beschränkungen doch möglich ist.
- Anregungen für heilsame Abschiedsrituale gibt Familientrauerbegleiterin Mechthild Schröter-Ruhpieper in ihrem „Hausbuch für Familien in Zeiten der Trauer und des Abschieds“. Auf ihrem Blog und ihrer Facebookseite erzählt sie mutmachende Trauergeschichten. www.lavia.de
- Kostenfreie telefonische Begleitung für Menschen in Krisensituationen bieten die Bestatter und Trauerbegleiter von Pütz-Roth aus Bergisch Gladbach an. Empfehlenswert sind auch die „Denkanstöße“ im Newsletter und der Podcast „Talk about Tod“. www.puetz-roth.de
- Bestattungsvorsorge-Infos und eine kostenfreie Online-Bestattungsverfügung gibt es als Download auf der Website „Friedlotse“. Das ist ein neues Projekt der Ahorn AG, das die Stuttgarter Bestatterin Barbara Rolf mitentwickelt hat. Einfach den PDF-Leitfaden ausfüllen, die eigenen Wünsche für Bestattung und Trauerfeier festlegen, ausdrucken und mit den Angehörigen besprechen. www.friedlotse.de
- Impulse von Bestattern der „neuen Generation“, die im Bestatternetzwerk „PortaDora“ zusammengefunden haben. Einer von ihnen ist Eric Wrede von Lebensnah-Bestattungen in Berlin, der Trauernde ermutigt, sich persönlich bei der Abschiedsgestaltung miteinzubringen.
- Inspirierende „Sarggeschichten“-Videos findet Ihr bei You Tube. Das Kurzfilmprojekt (u.a. gefördert von der Deutschen PalliativStiftung) widmet sich Fragen über das Sterben, Abschiednehmen, Beerdigen, Trauern und Erinnern. Website: Sarggeschichten.de Aktuelles Video: „Abschied aus der Ferne: Trauer in Zeiten von Corona – wie kann das gehen?“
- Hilfreiche Tipps für Bestatter, Trauerbegleiter, Pflegekräfte und Angehörige hat das bundesweite Partnernetzwerk „Bohana“ auf seiner Online-Plattform zusammengestellt: „Bestattungen und Abschied nehmen in Zeiten von Corona“
Kennt Ihr weitere hilfreiche Blogs von Bestattern oder Trauerbegleitern, die konkrete Tipps zur bewussten Abschiedsgestaltung geben? Dann schickt mir die Links gern per E-Mail.
Warum mir dieses Thema so sehr auf der Seele brennt?
Mein Vater ist 1988 an einem Herzinfarkt gestorben. Von einem Tag auf den anderen. Einfach umgekippt. Ein Schock für die ganze Familie. Natürlich haben wir uns an den örtlichen Bestatter gewandt, der auch meine Großeltern „unter die Erde gebracht“ hat. Weil wir es damals nicht besser wussten. Keiner hatte mit seinem Tod gerechnet. Es mussten schnell Entscheidungen getroffen werden, mit denen wir uns vorher nie auseinandergesetzt hatten. Es wurde getan, was getan werden muss. Das war vor 32 Jahren, als traditionelle Erdbestattungen mit Trauerfeier in der Friedhofskapelle üblich waren. Irgendwie lief alles wie ein Film vor mir ab. Damals galt der Tod noch als Tabuthema. Und Internet gab es auch noch nicht.
Liebe Angehörige, macht Euch klar: Der Moment des Todes kehrt nie wieder zurück.
Es nützt nichts, die Augen vor den Tatsachen zu verschließen und den Trauerschmerz „wegzudrücken“. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass unverarbeitete Trauer irgendwann wieder hochkommt. Es ist immens wichtig, sich bewusst von einem Verstorbenen zu verabschieden – in welcher Form auch immer. Inzwischen habe ich auch tröstliche Beerdigungen und Trauerfeiern erleben dürfen. Oft kann man eigene Ideen in die Abschiedsrituale miteinfließen lassen. Man muss sich halt rechtzeitig erkundigen und wissen, was möglich ist. Denn es gibt sie ja, die kreativen Bestatter, die verschiedenste Bestattungsformen anbieten – und denen die umfassende Beratung und persönliche Begleitung Trauernder wirklich am Herzen liegt.
Wer sich aktiv mit Abschied und Tod auseinandersetzt, kann leichter loslassen und die Zeit der Trauer mitgestalten.