Wohl gewählte Worte für eine Trauerrede
Die bewusste Abschiedsgestaltung ist eines meiner Herzensthemen. Eine Tauerrede muss nicht traurig sein. Die „richtigen“ Worte zur „richtigen“ Zeit können sehr heilsam sein. Dieser Artikel ist mein Gastbeitrag für eine Aktion des Totenhemd-Blogs, der sich auch ungewöhnlichen Fragen rund um die Themen Tod und Trauer widmet.
Kann eine Trauerrede trösten?
Eine Trauerrede wird nur ein einziges Mal vorgetragen. Deshalb sollte man sich sehr gut überlegen, wer spricht und was in diesem Moment gesagt werden soll. In meinen Augen ist eine Trauerrede eher eine Lebensrede. Sie würdigt nicht nur das Leben des Toten, sondern fördert auch die Trauer in der Gemeinschaft.
Wohl gewählte Worte in Zeiten der Trauer können heilsam sein
Sie können ein Gefühl der unmittelbaren Nähe bewirken. Wer sich dazu in der Lage fühlt, findet vielleicht selbst einen Ausdruck für das, was sich kaum in Worte fassen lässt. Ein persönliches Erlebnis, Gedicht oder Lied vortzutragen, ist auch eine Form des Abschieds. Eine individuell gestaltete Trauerrede unterstützt den aktiven Loslassprozess. Ja, auch das ist möglich, sich bewusst voneinander zu verabschieden. Wer nicht reden möchte, gedenkt im Stillen, im Gebet oder beim Besuch am Grab. Die Erinnerung an gemeinsame Erfahrungen stärkt das Gefühl der Zusammengehörigkeit der Trauernden und die Verbundenheit mit dem Toten.
Ob sprachlos, tränenreich, allein oder miteinander, Jeder trauert anders.
Wie die Worte einer Trauerrede wahrgenommen und was sie auslösen, ist sicherlich situations-, personen- und stimmungsabhängig. Als ich mit dem Tod konfrontiert worden bin, habe ich Vieles hinterfragt und Einiges verändert. Der Tod kann ein Wendepunkt sein für die, die weiterleben.
„Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme.“ Thomas Morus
Das richtige Wort zur richtigen Zeit berührt uns im Innersten
Trauerreden rufen Erinnerungen wach. Doch manchmal schmerzt es zu sehr, an Geschichten aus vergangenen Zeiten zu denken. Denn der geliebte Mensch fehlt. Das Leben ist eben nicht mehr so, wie es einmal war. Je nach Trauerphase kann die Erinnerung an intensive Lebensmomente die persönliche Verbindung und die Wesenszüge des Verstorbenen noch einmal spürbar werden lassen.
Eine gefühlvolle Trauerrede zeichnet das Bild eines Menschen mit Worten
Ein umsichtiger Redner spürt die wesentlichen Charakterzüge des Verstorbenen im Vorgespräch mit den Angehörigen auf und berücksichtigt sie in seiner Ansprache.
- Was für ein Mensch war der Verstorbene?
- Welche Vorlieben und besondere Eigenschaften hatte er?
- Gab es typische Angewohnheiten, eine liebenswerte Macke?
- Hatte er ein Lebensmotto, einen persönlichen Leitspruch?
- Welche Spuren bleiben, die Orientierung für das eigene Leben geben können?
Lieblose Trauerreden sind ein Jammer!
Leider werden Trauerfeiern in Friedhofskapellen oft im 30- oder 45-Minuten-Takt abgehalten. Es ärgert mich maßlos, wenn Redner ihre Texte unter Zeitdruck einfach nur so runterleiern und oberflächlich auf den Menschen eingehen, der gerade zu Grabe getragen wird. Manche Pfarrer, Pastoren oder andere Redner erfüllen lediglich ihre Pflicht und wiederholen nur die Informationen, die in der Traueranzeige stehen. Sie nennen den Namen des Verstorbenen, Wohn- und Sterbeort, die Verwandtschaftsgrade der Hinterbliebenen und den Trauerspruch. Leider habe ich selbst schon solche 08/15-Abschiedsfeiern erlebt. Zur Muster-Trauerrede, in der nur die persönlichen Daten ausgetauscht worden sind, gab es Orgelmusik vom Band und die üblichen Mutmachsprüche. Das ist alles andere als ein würdiger Abschied!
Letztlich stellt sich die Frage: Was bleibt?
Jeder muss für sich entscheiden, wie er das Erbe seiner Ahnen bewahren will.